Wohnungssuche in Stockholm
Das es in Stockholm schwierig werden wird, eine Wohnung oder auch nur ein Zimmer zu finden, hatte ich gelesen und von einigen Leuten gesagt bekommen. Doch das es im Endeffekt sooo schwer sein würde, hatte ich zu Anfang dann doch nicht gedacht. Doch der Reihe nach:
Schon seit sicher einem Jahr schaue ich hin und wieder bei Maklerseiten vorbei, da es dort viele schöne Bilder und auch Wohnungsangebote gibt. Dies ist sehr gut, um erst einmal einen Eindruck zu bekommen. Gut gefallen mir dabei die Seiten von Svensk Fastighetsförmedling, oder Mäklarhuset. Man muss dazu sagen, dass es in Stockholm eher keine Mietwohnungen gibt, sondern man “das Recht zu wohnen” (Bostadsrätt) kauft. Dies ist ähnlich der bekannten Eigentumswohnung, doch man besitzt die Wohnung trotzdem nicht wirklich, sondern darf eben nur in ihr wohnen. Deutlich ausführlicher erläutert dies Fabian im Teil IV seines Auswandererguides oder sogar als “Wort der Woche” bei Fiket. Um den, wie ich finde, guten Gedanken eines Schweden-Wiki zu unterstützen, hier noch extra ein Link zum entsprechenden Eintrag in eben jenem.
Sucht man hingegen nach reinen Mietwohnungen, so kann man sich in eine der zahlreichen Warteschlangen einreihen, bei denen es sich meist um Wartezeiten jenseits der 10 Jahre handelt, oder man sucht bei blocket, bostaddirekt, hyralya oder andrahand. Die Angebote von der andrahand-Seite erscheinen mir sehr veraltet und auch nicht sehr ansprechend – am aussichtsreichsten sind meiner jetzigen Erfahrung nach blocket oder bostaddirekt, wobei letzteres ordentlich Geld kostet, wenn man 45 Tage lang die Kontaktdaten der Anbieter einsehen möchte. Viel interessantes liefern die umfangreichen Artikel zu Hyresrätt (Miete), Bostadsrätt (Wohnrecht) und Andra Hand (Untermiete).
Meine Suche fing ich am 2. Juli an, mit dem ehrgeizigen Ziel, bis Anfang August eine Wohnung gefunden zu haben. Zuerst war ich noch recht wählerisch, und setzte mir einige Lesezeichen, doch nach und nach merkte ich, mit welcher Geschwindigkeit die Angebote wieder verschwanden. Die Frage, die sich mir nur stellte war, was schreibt man den Leuten und vor allem, in welcher Sprache – schwedisch oder englisch? Ich entschied mich für schwedisch, nachdem ich etwas mit dem Google-Übersetzer herumgespielt hatte. Dessen Übersetzungen aus dem Deutschen ins Schwedische sind eher mau, doch wenn man seinen Text auf englisch schreibt und diesen dann übersetzen lässt, funktioniert es super. Ein paar kleine Änderungen sind jedoch trotzdem noch anzuraten.
Fortan antwortete ich auf alle in Frage kommenden Angebote und wartete auf Rückmeldungen. Doch es kamen keine – ich war verwundert. Nun gut, es ist Urlaubszeit, ich komme nicht aus Schweden… oder sollte mein Text doch so schlecht sein? Also fix etwas umformuliert, doch die Lage wurde nicht besser. Aufgrund der weiter fortschreitenden Zeit entschloss ich mich, selbst eine Anzeige bei Blocket.se aufzugeben, auch wenn diese 90 SEK kostet. Ein Text war schnell zusammengestellt, doch das Formular zum eintragen warf einige Usability-Fragen auf. Schließlich wurde meine Anzeige akzeptiert, doch bis zur Freischaltung dauerte es noch eine Weile. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Reaktion darauf war bis heute gleich null. Sehr schade, da hatte ich weitaus mehr erwartet, bei dem Bekanntheitsgrad der Seite.
Schließlich hatte ich gegen Ende Juli doch ein paar mögliche Angebote. Eine 2,5-Raum-Wohnung (64kvm) in Skärholmen, Neubau, unmöbliert und für 7400SEK im Monat; eine 2-Raum-Wohnung in Baggeby auf Lidingö (58kvm) für 9000SEK im Monat und eine 3-Raum-Wohnung für 7000SEK, allerdings in Solna und auch auf unbestimmte Zeit, da der Vermieter die Wohnung eigentlich verkaufen möchte, und sie daher nur solange vermietet, wie er einen Käufer sucht. Sicher wäre das im Notfall auch ok, aber irgendwie sitzt man dort immer auf heissen Kohlen.
Weil die Suche nach “richtigen” Wohnungen sich so schwierig gestaltete, weitete ich meinen Radius auch auf Zimmer aus. Doch selbst das war nicht richtig aussichtsreich. Allerdings konnte ich auch hier einige Erfolge verbuchen, nur mit einer Besichtigung wurde es problematisch – so lange (bis zum 5.8.) wollte meist keiner warten. Zumal das auch für uns sehr ungewiss gewesen wäre, in Stockholm anzukommen und dann erst zu wissen, ob man das Zimmer bekommt, oder nicht. Ein schick eingerichteter Raum in Täby, einem Stadtteil mit sehr geringen Steuern, wurde mir erst zugesagt, dann aber doch kurz vorher abgesagt – nicht sehr nett. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon nahe dran, eine Hütte auf einem Zeltplatz zu mieten. Doch selbst das wäre aufgrund der allgemeinen Urlaubszeit äußerst schwierig geworden.
Am 27.07. hatte ich dann schließlich großes Glück. Ein von mir favorisiertes Zimmer in einer 135kvm Villa in Älvsjö, was erst ungewiss war, ob es mir ein(e) andere(r) wegschnappen würde, klappte. Der Vermieter war sogar so nett, mir den Raum bis zum 5.8. zu reservieren und ich könne dann einfach vorbeikommen und dann vor Ort den Vertrag unterschreiben. Selbst dass Lutz ca. drei Wochen mit dort wohnen würde, sollte kein Problem sein – super! Jetzt sitze ich in eben diesem und schreibe diese Zeilen und bin sehr froh, dass es geklappt hat. “Nur” ein Zimmer hat ausserdem den Vorteil, sich vorerst nciht um Anmeldungen von Strom, Telefon, DSL etc. kümmern zu müssen – einfach einziehen, wohnen und in Ruhe arbeiten gehen können…