Wie man (k)einen BMW (ver)kauft

Eigentlich hätten wir unseren Urlaub mit mehr Luxus und Größe erleben können – doch es kam etwas anders…

Es fing an, als wir eines Tages mit dem Fahrrad unterwegs waren, und einfach mal so bei den umliegenden Autohäusern schauten, was es so gibt. Dies galt sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen. Gucken schadet und kostet ja nichts. So wirklich gefallen tat uns nichts. Schließlich entdeckten wir eine Mercedes E-Klasse, Baujahr ca. 1999 als T-Modell (Kombi). Schön groß und gemütlich schien er. Also auf einen der Verkäufer gewartet und nach einer Probefahrt gefragt. “Kein Problem” hieß es – und so waren wir kurze Zeit später unterwegs.
Schon beachtlich, wie schön leise es innen war, die Automatik lud zum cruisen ein und auf dem riesigen IKEA-Parkplatz untersuchten wir den Wagen etwas. Eine Menge Rost, viele Beulen und so einige “schlechte” Stellen fielen auf. Nun gut, es ist kein Neuwagen, doch für den Preis, den das Autohaus noch haben wollte, dann doch zu viel des Guten.

Wir kauften uns also keinen Mercedes, doch nun waren wir irgendwie angestachelt. Als dann noch unser Citroen anfing, Getriebeprobleme vorzutäuschen, machten wir uns ernste Sorgen, wie wir in den Urlaub fahren sollten. Auch als klar war, dass es ihm wieder gut geht, waren wir am Samstag vor’m Urlaub in einem Mitsubishi-Autohaus, einen BMW 528iA touring anschauen. Dieser hatte jede erdenkliche Art von automatischen Helferlein: Automatik, Xenon, Leder, elektrische Sitze mit Memory-Funktion, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine “Soft-Close”-Heckklappe, … selbst das Lenkrad stellte man elektrisch ein – und es ging wie von Geisterhand nach oben, wenn man den Zündschlüssel abzog, um den Ausstieg zu erleichtern. Wir machten also eine Probefahrt, testeten hier und da – und ja, wir kauften ihn; einfach so, spontan. Vorher hatten wir uns natürlich telefonisch und im Internet erkundigt, was an Versicherung und Steuern so auf uns zukommen würde. Das Autohaus sollte den BMW noch besichtigen (TÜV) und sogar Fehler, die zum Nichtbestehen führen, ausmerzen. Kann ja nichts schiefgehen, dachten wir. Bis Mittwoch sollte alles fertig sein.

Dienstag riefen sie an und meinten, dass die Spurstange vorne rechts, das eine Scheinwerferglas und die Handbremse beanstandet wurden, sie das reparieren würden und gleich zur Nachbesichtigung fahren würden. Ok, mit Mittwoch wird das wohl nichts, aber Freitag sollte schaffbar sein. Am Donnerstag wurde uns auch mitgeteilt, dass wir Freitag Nachmittag vorbeikommen könnten und das Auto abholen. So trafen wir uns dann am Autohaus, gingen noch einmal ums Auto, ob alles ok war, bezahlten den Rest – und fuhren nach Hause.

Gar nicht so einfach, nicht zu “rasen”, schon schön mit etwas “Bums” unterm Hintern. Man merkt gar nicht, dass man schon 50 fährt. Zu Hause dann erstmal die Winterreifen rausgeräumt und den Staubsauger und Putzmittel geholt. Schließlich wollen wir uns am nächsten Tag auf der Fahrt in den Urlaub wohlfühlen.
Endlich soweit fertig, ging es zur nächstgelegenen Jet-Tankstelle zum tanken und kurz absprühen. Auf der Autobahn kam es mir schon leicht komisch vor, dass der BMW bei jeder Bodenwelle so komisch schwankte, hinten. Beim Abstellen des Motors an der Tankstelle war dann auch klar, warum: “Niveauregulierung inaktiv”, meldete der Bordcomputer. Kurz im Handbuch gelesen, dass man die nächste Werkstatt aufsuchen solle. Beim rumgehen sah man dann auch schnell das ganze Ausmaß. Hinten rechts lag er fast Bodentief, wie ein Lowrider. Das Rad füllte den Radkasten gut aus, schleifen tat nichts. Allerdings war die Freude deftig getrübt. Wie wir so herausfanden, hat der BMW also Luftfederung samt einer automatischen Niveauregulierung. Gut, es wurde wohl alles gekauft, was ging, damals. Beim Anlassen hörte man den Kompressor laufen, doch auch gleichzeitig Luft zischen. Das verhieß nichts gutes.

Langsam schlichen wir zurück nach Hause, mit deutlich eingeschränktem Federungskomfort. Nach einer kurzen Recherche im Internet war schnell klar, dass es wohl entweder ein Schlauch sein müsse oder der Luftbalg, welcher aus Gummi ist und gerne mal porös wird. ‘Wofür sind wir denn Mitglied im ADAC’, dachten wir uns. Also angerufen und jemanden herbeordert, der sich das mal anschauen sollte. Dazu muss man sagen, dass das schwedische Pendant zum ADAC bei weitem nicht so “professionell” für Vor-Ort-Reparaturen ausgerüstet ist. Dies kannten wir von unserem Sicherungs-Problem im Winter – dass “die Gelben Engel” nicht mal Standard-Sicherungen, geschweige denn sonstiges Werkzeug oder Diagnosegeräte dabei haben. Unsere Erwartung war dementsprechend.
Schließlich kam jemand, und wie gedacht, mit einem riesigen Abschleppwagen. Er war der Überzeugung, uns aufzuladen und zur nächsten Werkstatt zu bugsieren. Auch wenn er selbst sagte, dass diese sowieso bis Ende August geschlossen hätte – eben schwedischer Sommer, alles hat zu oder stark verkürzte Öffnungszeiten. Wir konnten ihn immerhin überzeugen, unter das Auto zu krabbeln und eine “so-lala”-Diagnose abzugeben. Unsere Ahnung, dass es wohl die Luftfeder (oder ein poröser Schlauch) sein wird, konnte er bestätigen. Wir entschlossen uns dann, das Auto bei uns stehen zu lassen. Was soll es bei der Werkstatt im Industriegebiet, mit einer größeren Wahrscheinlichkeit, dass es geklaut wird.

Es wurde somit ein weiterer Urlaub mit unserem kleinen Dicken. Es passte alles rein, doch komfortabler und “cooler”, aber sicher auch teurer wegen der Spritkosten, wäre es mit dem großen Dicken geworden. Nach weiterem Belesen in Foren und eigenen Überlegungen anhand wirklich guter Ersatzteillisten und -zeichnungen bestellten wir in Umeå eine neue Luftfeder bei BMW. Keiner anderen Werkstatt war es möglich, solch etwas zu bestellen, nur BMW würde das führen. Nicht einmal einbauen wollten sie es. Immerhin erfuhren wir so, dass “unser dickes B” ein Sportfahrwerk hat, wo man natürlich eine Sportfeder braucht, die gleich auch mehr kostet. Wir ließen auch gleich eine Liste der gesamten Ausrüstung drucken. Schöne moderne und vernetzte Welt, wo man so etwas leicht abrufen kann.

Wieder zu Hause ging es ans Werk. Eine Anleitung hatten wir ausgedruckt, laut der es bei einem Touring einfach sein solle. Bei einem Stufenheck kann man nicht einmal die Federn einzeln kaufen/wechseln. So hieß es für uns nur, Bodenabdeckung im Kofferraum raus, ein paar Schrauben der fest verankerten Verzurrösen lösen, und schon hatten wir freien Zugang zu den Federn. Oben wird diese nur mit zwei Klammern gehalten und der Luftschlauch steckt drauf, unten existiert noch eine Mutter, die das Teil fixiert.

Das Anheben mit dem Wagenheber und das entfernen des Rades stellte sich als nächste Herausforderung dar, die gar nicht so einfach zu lösen war. Zwar existierte die Wagenheberaufnahme noch und war nicht komplett weggerostet und nach innen gerutscht, allerdings bog sie sich leicht weg – also auch kurz vor dem verschwinden. Immerhin war der Wagenheber so gelenkig, unter den fast auf dem Boden liegenden Wagen zu passen und ihn auch anzuheben. Zum Bordwerkzeug gehörte auch ein Unterlegkeil gegen wegrollen, den wir gleich mal unter das Vorderrad legten. Im Keller hatten wir noch Metallböcke zum Aufbocken, die wir als Sicherheit unterstellten.
Die Muttern des Rades waren so fest angezogen, dass wir sie fast gar nicht abdrehen konnten. Mit einem langen Hebel und der leichten Angst, dass die Bolzen brechen könnten, schafften wir es dann doch. Der Rest war fast ein Kinderspiel: lösen der Mutter, rausquetschen des alten Luftbalges, vorsichtiges hineinbefördern des neuen, die beiden Klammern und den Luftschlauch befestigen, die Mutter unten wieder festschrauben – fertig. Könnte man denken, doch es führte noch ein Kabel zu den Bremsbelegen – der Sensor, ob diese erneuert werden müssen. Der Stecker war gut zerbröselt und hielt nicht mehr. Nach etwas Fummelei konnten wir ihn irgendwie fixieren, in der Hoffnung, dass der Bordcomputer später nicht meckern würde.
Nun nur noch das Rad anschrauben, fertig. Doch halt, irgendwie passten die Bolzen nicht. Warum das? Die Radaufnahme besteht aus zwei Teilen, einem äußeren und einem verdeckten inneren. Der innere hatte sich leicht verdreht, so dass die Gewinde nicht mehr mit den Löchern übereinstimmten. Mit leichter Gewalt ließ sich nichts machen, es wurde eher noch schlimmer, da sich die Innenscheibe eher nur weiter verdrehte. Es könnte die Handbremse sein. Immerhin hat der BMW vorne und hinten Scheibenbremsen und da diese nicht als Dauer-/Handbremse zu nutzen sind, konnte es nur das sein. Mit einem etwas mulmigen Gefühl lösten wir die Handbremse und siehe da, es funktionierte – “puh”!
Also alles zusammengeschraubt, runtergelassen, Sicherung für die Luftfederung rein, Schlüssel ins Zündschloss – und Zündung! Der Kompressor war zu hören und der BMW hob sich langsam aber sicher vom Boden auf eine deutlich normalere Höhe. Nach dem aufräumen ging es zur Belohnung auf eine kleine Spritztour zum Testen und zu McDonalds, einen Vanille-Milchshake trinken. Alles funktionierte soweit, dieses Problem war also gelöst.

Nicht, dass es nicht noch mehr gab, wie ein rostender Heckscheibenrahmen, ein defekter Heckwischer, nicht leuchtenden Lampen in der Heckklappe, ein defekter Stellmotor der Zentralverriegelung für die hintere rechte Tür. Manchmal ging er beim Kriechen (Schritt fahren nach abbremsen) einfach aus, ein paar Mal gab es auch einen “Schlag von hinten”, vielleicht was rumpliges vom Antrieb. Einiges davon konnten wir noch lösen, doch hatte man das Eine fertig, kam gleich wieder etwas Neues dazu. So klapperte es plötzlich hinten links im Rad (nicht die Seite, die wir repariert hatten). Was sollte das sein? Zu sehen war nichts. Unsere Vermutung war, dass sich wohl etwas von der Handbremse, scheinbar die Klötze, gelöst hatten und nun beim Fahren immer mitgenommen wurden, ähnlich einer Schleuder. Ein Test der Bremsfunktion brachte noch mehr Gewissheit. Selbst mit komplett angezogener Handbremse konnte man das Auto auf gerader Straße per Hand schieben. Laut dem Autohaus und dem Besichtigungsprotokoll sollte alles ok sein, schließlich gab es zur ungleichmäßigen Bremswirkung eine Anmerkung, die allerdings beseitigt worden sein sollte. Ein Anruf, eine Fahrt zum Autohaus und eine Probe durch das Personal später war klar: wir vereinbaren einen Termin, bei der der Fehler auf Garantie beseitigt werden solle – ganze zwei Wochen später. Angeblich solle es kein Problem sein, in diesem Zustand zu fahren, einzig das Geräusch ist störend. Nun gut, kaputt ist kaputt, blieb zu hoffen, dass kein größerer Schaden durch die herumfliegenden Teile entstehen würde.

Auch wenn wirklich die besagte “Freude am Fahren” war, komfortabel, leise, gute Beschleunigung – so stellte sich doch die Frage, sollten wir ihn behalten? Der Tanknadel konnte man zuschauen, wie sie sich gegen Null bewegt dazu Rost an Schwellern/Längsträgern sowie ausgebrochene oder verbogene Wagenheberaufnahmen usw. Es kam fast jeden Tag eine neue Kleinigkeit dazu. Wir fuhren schließlich zu einer Selbstschrauberhalle, die einige Tankstellen anbieten, wo es eine Hebebühne gab, um einmal drunter zu schauen und Fotos zu machen. Wir wollten jemanden mit Ahnung fragen, was die Beseitigung des Rost so kosten würde. Um es kurz zu machen, es würde teuer werden, viel Arbeit und Zeit kosten – und wir entdeckten auch noch Ölverlust an den Stoßdämpfern vorne sowie am Lenkgetriebe.

Damit war das Schicksal besiegelt: auf zu Blocket und anderen Kleinanzeigenportalen und verkaufen. Die Resonanz war äußerst verhalten, selbst nach einer Preissenkung passierte nicht wirklich viel. Schließlich kam einer aus Eskilstuna, eine gute Stunde von Stockholm entfernt. Aufgrund seiner Herkunft war schon klar, er wird knallhart handeln und noch den “ich bin extra von weit her gefahren”-Bonus ausspielen – doch wir wollten das Auto auch loswerden. Er kannte sich wirklich gut aus, testete einiges durch, wo wir selbst wieder etwas dazulernten. Nach langer Verhandlung einigten wir uns schließlich, auch wenn wir dabei Verlust machten, doch immerhin mussten wir uns nicht weiter mit all den kleinen (kommenden) Macken herumschlagen.

Schon schade, dass er nach nur ca. drei Wochen und gerade einmal 500 gefahrenen Kilometern schon wieder weg war. Schließlich war der Komfort und Fahrspaß schon ein angenehm anderer als bisher gewohnt. Aber lieber nach einem oder etwas anderem umsehen, der nicht nur ab der Schwellerkante aufwärts top ist, sondern auch in der Grundsubstanz.

Fazit: Ein BMW 528 iA touring (E39) ist ein schönes Auto, wir haben viel gelernt und waren überrascht, wie einfach manche Dinge gebaut sind und trotzdem den Gewalten standhalten (Luftfederung). Die Verarbeitung an sich ist echt in Ordnung, man merkt wirklich, dass das Auto mal viel Geld gekostet hat. Leider ist die Anmutung der neueren Modelle teils nicht annähernd so luxuriös und wenn man die typischen Macken früherer Modelle kennt, fragt man sich, warum diese nicht behoben oder für ein langes Autoleben verbessert wurden – wie z.B. die Kabelführung zur Heckklappe…

3 Responses

  1. Tim says:

    Wusste ich doch, dass ihr euch früher oder später einen BMW kauft^^ Naja mit diesem war es also nichts, aber ihr werdet bestimmt noch einen besseren finden. Oder wieso holt ihr euch nicht einen Neuwagen? Lutz hat doch früher schon genug solche Erfahrungen mit Gebrauchten gemacht..

  2. stefan says:

    Neuwagen kosten halt deutlich mehr als gebrauchte, in diesem Fall mindestens das zehnfache. Ausserdem müssen neuere Modelle nicht unbedingt besser als ihre Vorgänger sein…

  3. lutz says:

    Naja, ein BMW-Neuwagen kostet auch ein “kleines” Vermögen und verliert beständig an Wert. Für so viel Geld will ich mir lieber etwas anderes als einen BMW kaufen…

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