Selbstständigkeit in Schweden

Neben der Sprachschule, dem Haushalt und neben meinem Projekt “njos.se” habe ich mich nun auch noch selbstständig angemeldet. Dabei habe ich der Einfachheit Stefans Firma übernommen: clixwork ist jetzt also auch mein Projekt. Wobei ich damit nicht zum Programmierer geworden bin, sondern mich vorrangig um die Aquise von Aufträgen kümmern möchte, der Rest erfolgt anderweitig. Man könnte also sagen, die Heuschrecke hat das ganze Unternehmen geschluckt :-P

Um sich selbstständig in Schweden zu machen, bedarf es neben der (überall notwendigen) Personennummer eigentlich nur der eigenen Entscheidung in welchem Bereich man aktiv sein möchte und ob man neben der Selbstständigkeit auch als Angestellter arbeiten will. Dann registriert man sich statt für “F-Skatt” (Företag = Firma) für “F/A-Skatt” (Firma/Angestellter).

Ab diesem Jahr (2010) spielt es für die Moms (MwSt.) keine Rolle mehr, ob man nur EU-Kunden mit “umgekehrter Steuerschuld” hat – d.h. der Kunde muss selbst die Steuern in seinem Land abführen und spart mir damit reichlich Arbeit – die Registrierung für Moms und der damit verbundenen Papierkram muss trotzdem erfolgen.

Wer weniger als zwei Jahre in Schweden wohnt, braucht noch eine “Unbedenklichkeitsbescheinigung” (Formular “A40” in Deutschland) aus den Ländern, in denen er in den letzten zwei Jahren gelebt hat und steuerpflichtig war. Diese besagt dann hoffentlich nichts weiter, als dass man keine offenen Steuerschulden hat. Ich habe diese angefordert und dabei einmal mehr die nicht vorhandene Flexibilität des deutsches (speziell des Berliner Finanzamtes) erlebt.

Immerhin konnte ich per E-Mail meine Frage loswerden und schon auf die erste Anfrage per E-Mail kam eine Antwort – leider nur teilweise beantwortet und ohne Signatur unterschrieben – keine Adresse, keine Telefonnummer und schon gar nicht ob “Herr” oder “Frau” X. Dafür das Angebot, während der Öffnungszeiten gerne vorbeizukommen ;-)

Also frech mit “Sehr geehrter Herr” zurück geschrieben und erneut zu den offenen Fragen nachgehakt. Aber auch zwei weitere E-Mails führten zu keiner wirklich klaren Aussage. Warum das A40-Formular 17,90 Euro Gebühr kostet, ist mir unklar, da ich dazu nirgendwo diese Gebühr(enhöhe) in einer Gebührenverordnung einsehen konnte – es könnte ja sein, dass die Bearbeiterin den Betrag “gewürfelt” hat. Dazu habe ich zwar die Bankdaten erhalten – aber nicht den Verwendungszweck, den ich angeben müsste. Ich habe mir dann mal mit Hilfe von weiteren ergoogelten Seiten mir alles irgendwie zusammen gereimt und war so frei, den Betrag entsprechend zu überweisen, das Formular teilweise vorausgefüllt nach Berlin per Schneckenpost zu schicken und nun zu hoffen, dass es die nächsten Tage hier wieder vollständig ausgefüllt zurück kommt.

Das schwedische Finanzamt (Skatteverket) dagegen gibt einem recht knappe 10 Tage Bearbeitungszeit für das Einreichen fehlender Unterlagen – ich habe dort dann um einen Verlängerung gebeten.

Und sonst: muss man seine Firma beim Bolagsverket anmelden und dort rund 90 Euro bezahlen. Dafür wird der Firmenname dann entsprechend registriert. Hier aber nur für den Großraum Stockholm, weitere Landesteile kosten weiteres Geld. Dazu sollte man sich gute Gedanken über den Namen machen. Denn schreibt man eine Liste mit gewünschten Firmennamen, wird der erste freie Name der Liste registriert (ohne Rückfrage). Man sollte also nicht allzu leichtfertig wahllos Namen angeben.

Generell empfiehlt es sich, vor der Anmeldung der Selbstständigkeit einen der vielen kostenfreien Kurse rund um die Selbstständigkeit zu besuchen – ich werd’ das aber wohl nachholen – mir fehlte schlicht die Zeit.

[Update: 10. August 2010]

Eigentlich sollte dieser Artikel schon am 4. Juli 2010 online sein, leider hat das deutsche Finanzamt mit dem Zuschicken der notwendigen Bescheinigung meiner Steuerschuldenfreiheit so lange gebraucht, dass wir während unseres Urlaubs in Berlin dann doch persönlich hätten vorbeikommen können. Dazu hat das schwed. Skatteverket zwischenzeitlich das Verfahren abgebrochen, da ihnen die Bearbeitung zu lange dauerte.
Also Anfang letzter Woche noch einmal zurück zum Anfang, erneut registriert und gleich die nun endlich erhaltene Unbedenklichkeitsbescheinung dazugelegt. Und siehe da, gestern kam die gewünschte Post vom Skatteverket: nun kann’s losgehen. Also her mit den Aufträgen – vielleicht gibt’s ja sogar Freundschaftspreise :-P

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